Von der Hungersnot, dem Elektrizitätsproblem & der Landwirtschaft in Nordkorea

Zwei Männer fahren auf einem Feldweg zwischen Maisfeldern entlang.

Besucht man Nordkorea als Tourist*in, dann werden beim Essen keine Kosten und Mühen gespart. Jedes Menü besteht aus mehreren Gängen, welche typisch koreanisch auf kleinen Tellern nacheinander serviert werden. Zu jedem Menü gehört Reis, Suppe, Gemüse, Fisch und mindestens zwei Fleischsorten.
Von Lebensmittelknappheit ist nichts zu sehen, lediglich das Problem der oft fehlenden Elektrizität macht sich bemerkbar, da die meisten Speisen zwar gekocht, aber kalt serviert werden. Es scheint schwer möglich, Essen warm zu halten.
Ab und an fällt unter anderem in den Restaurants der Strom aus und nicht immer können Elektrogeräte an den Steckdosen des Hotels geladen werden.

Fährt man durch die Landschaft Nordkoreas, dann findet man keines der Tiere, die man mittags und abends auf dem Teller hat. Weder Hühner, noch Felder für Kühe oder Schweine. Ab und an kann man Ochsen und vereinzelt kleine Ziegenherden entdecken. Jene haben einen Strick um den Hals und bewegen sich frei in der Landschaft, während ein Landwirt ein Auge auf sie wirft.
Entlang der Straßen erstrecken sich Kilometer lange Mais- und Reisfelder. Die Maispflanzen werden jedoch nicht höher als 1,5m und machen oft einen ausgetrockneten Eindruck.
Unser Reiseleiter erklärt mir, dass die Bewirtschaftung von Feldern in Nordkorea ein großes Problem sei. Einerseits gäbe es kaum ebene Flächen, auf welchen man ein Feld bestellen könnte, andererseits sei der Boden oft sehr nährstoffarm und die Bewässerung stelle die Bauern vor eine große Herausforderung.
Die Trockenzeiten und Naturkatastrophen seien der Grund für die Lebensmittelknappheit in Nordkorea.

Ein Mann in einem schlichten grauen Hemd, führt einen an eine Ladefläche gespannten Ochsen.

Alle Erzählungen stimmen. Nordkorea hat definitiv keine idealen Voraussetzungen für landwirtschaftlichen Ackerbau, doch je mehr man sich umsieht, umso mehr fällt auf, dass auch Maschinen vollständig zu fehlen scheinen. Nicht nur, dass einem abseits von Bussen mit Tourist*innen kaum bis keine Autos entgegenkommen, sondern auch auf den Feldern und in den Dörfern sind keine Traktoren, Erntemaschinen oder Bewässerungsanlagen zu erkennen.

Stattdessen ernten Menschen mit einer Sichel, die so groß wie mein Unterarm ist, die Maispflanzen und stapeln jene auf Holzkarren, welche entweder per Hand oder von einem Ochsen gezogen werden.
Ochsen sind es auch, die den Pflug über das Feld ziehen oder schwere Gegenstände transportieren.
Durch den großen Mangel an Strom und Öl ist es nicht verwunderlich, dass die arme Landbevölkerung auf Ochsen und andere Zugtiere angewiesen ist, selbst wenn sie über Maschinen verfügen sollte.

Auf einem Feldweg fährt ein Mann auf seinem Fahrrad entlang. Ein Anderer hat sein Fahrrad abgestellt und schaut sich etwas am Boden des Weges an.

Das Problem, das Nordkorea zurzeit mit der Energiegewinnung hat, wird sich uns gegenüber eingestanden und ist den Nordkoreaner*inen bewusst. Im Gegensatz zu anderen Problemen des Landes wird über den Mangel an Elektrizität offen kommuniziert. Jedes Jahr verspricht Kim Jong Un in seiner Ansprache Besserung und jede*r Nordkoreaner*in bekundet auf Nachfrage, daran zu glauben. Die Lebensmittelnot wird jedoch verschwiegen. Offiziell hat jeder Mensch in Nordkorea Arbeit, ein Dach über dem Kopf und Nahrung. Weitere Nachfragen werden oft weggelächelt, lediglich zu Engpässen würde es aufgrund der schweren Bedingungen in der Landwirtschaft ab und zu kommen.

Das Geld der Regierung scheint in andere Projekte als in Lebensmittelimporte gesteckt zu werden. Die ständige Instandhaltung der monumentalen Prachtbauten, immer schönere Hochhäuser in Pjöngjang und das neue Mobilfunknetz inklusive Smartphones sind nur einige Projekte, von denen uns stolz berichtet wird. Wie viele Menschen man davon ernähren könnte, mag man sich nicht vorstellen, wenn man durch 630.000 m² Freundschaftsausstellung mit meterhoher Bronzetür spaziert.

Durch eine Baumkrone blickt man auf ein historisch aussehendes, tempelartiges Gebäude, welches ein Museum beinhaltet.

Allerdings scheint es um die Finanzen und Rohstoffe des Landes seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr gut zu stehen. Marmor und Bronze sind weiter im Überfluss vorhanden und werden auch fleißig in neuen Führerskulpturen auf den Straßen und in den Dörfern verbaut, Straßen hingegen sind seit dem Bau nicht mehr restauriert worden. Auch entstanden fast alle imposanten Gebäude Nordkoreas in Zeiten, als China und Russland noch die großen Gönner des „kommunistischen“ Vorzeigelands gewesen sind.
Gebäude wie das Ryugyŏng Hotel wirken zwar wie ein futuristischer Turm inmitten Pjöngjangs und mit der modernen Fassade schön und beeindruckend, doch von innen gilt das Gebäude als einsturzgefährdet und darf nicht betreten werden.

Dieser Beitrag wurde nachträglich (2022) gegendert.

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