„Können wir kurz anhalten? Mir ist schlecht.“ – Reisen mit Reisekrankheit
Sitze ich länger als drei bis vier Stunden in einem Auto oder Bus muss ich mich erbrechen. Dank der Tabletten habe ich lediglich Kopfschmerzen und schlechte Laune bei meiner Ankunft. Alles besser, als in den Fußraum eines Autos zu Kotzen. Vor jeder Fahrt heißt es daher: Vorbereitung.
Eine Tüte für den Fall der Fälle,
Kaugummis und Süßigkeiten zum drauf herum beißen,
Regelmäßige Stopps zum frische Luft tanken,
Viel Wasser,
Der Sitzplatz mit Blick in Fahrtrichtung (am besten vorne),
Ablenkung mit Musik,
Ein T-Shirt zum Wechsel nach erhöhter Schweißproduktion
und eben meine Emesan Tabletten.
Nach der Ankunft an meinem Zielort bin ich dann erst mal völlig fertig, muss mich hinlegen und brauche häufig eine gewisse Zeit, um mich zu akklimatisieren und die höllischen Kopfschmerzen zu überwinden. Zudem bin ich sehr schlapp durch die Medikamente. Es geht mir häufig einfach nur schlecht, und die daraus resultierende schlechte Laune ist für meine Mitmenschen meist nicht gerade das Beste der Reise. Umso mehr sind meine Mitreisenden meistens darauf bedacht eine Route zu finden die auch für mich angenehm ist.
Als Kind litt ich beim Fliegen unter schrecklichen Ohrenschmerzen und hatte daher Angst vorm Starten und Landen. Der Druckausgleich war damals für mich ebenfalls unglaublich schmerzhaft. Noch immer leide ich mit, wenn ein Kind im Flugzeug weint. Für mich selbst haben sich die Probleme beim Fliegen jedoch minimiert. Schmerzen kann ich mittlerweile ganz gut ignorieren, schlafe sehr gut im Flugzeug und die Angst vorm Fliegen ist komplett verschwunden. Dennoch leidet mein Körper unglaublich unter dem Jetlag danach.
Je nach Reiseentfernung wandere ich im schlimmsten Fall die ersten fünf Tage fast nur bedröppelt in der Gegend rum. Vor der letzten Nordkorea-Reise machte ich extra für eine Woche einen Abstecher nach Tokio, um alte Arbeitskolleg*innen zu besuchen, damit ich den Jetlag im Vorfeld auskuriert hatte.
Einen großen Teil meiner Kindheit verbrachte ich an der Nordsee, Fähre fahren inklusive. Noch nie wurde mir auf einem Schiff übel und das, obwohl ich auf Spielplätzen nicht mal länger Schaukeln kann. Bis heute ist mir der Grund schleierhaft. Am liebsten lege ich Strecken somit auf dem Wasser zurück. Zwischen Plymouth und Roscoff fuhr ich selbstverständlich Schiff, auch wenn es ca. sieben Stunden dauert. Auch andere Reisen plane ich im Vorfeld nach Reisezeit, Entfernung, Verkehrsmittel und Zeitunterschied. Dabei geht es häufig nicht darum, die schnellste oder günstigste Route zu finden, sondern die, für die es am unwahrscheinlichsten ist, dass ich mich auf meinen Sitznachbarn erbreche. Wird mir meine Fahrt finanziert, lege ich dafür auch selbst noch einmal Geld oben drauf, um möglichst entspannt an mein Ziel zu kommen. Immer mit dabei: Meine Bahncard, denn Zug fahren könnte ich ewig. Erst nach ca. acht Stunden Bahnfahrt beginnen die Kopfschmerzen. Nach zehn beginnt das Erbrechen. Dann muss ich manchmal doch Tabletten nehmen und der lachenden Frau gegenüber zustimmen, dass es durchaus eine gewisse Ironie hat, als weltreisende Frau ausgerechnet an Reiseübelkeit zu leiden.