Auf nach Nordkorea

Ein wartender Zug am Gleis in Dandong. Zwei Zugbegleiter stehen neben dem Zug.

Von der Idee bis zum Visum

Es ist ein sonniger Tag im April 2015 auf dem JugendPolitCamp, als der Gedanke der Nordkoreareise geboren wurde.
Wie genau das Gespräch auf Nordkorea kam, ist im Nachgang nicht mehr festzustellen, aber mein guter Freund und ich beschließen, uns das Land genauer anzugucken. Ein Handschlag am Lagerfeuer und eine Idee, mehr ist es damals noch nicht.
Als wir wenig später feststellen, dass touristische Reisen tatsächlich möglich sind, schließen wir ein Versprechen ab: Sollten wir ein Visum bekommen, dann ziehen wir die verrückte Idee durch und reisen nach Pjöngjang.
Zu diesem Zeitpunkt haben weder wir noch Andere geglaubt, dass es wirklich dazu kommen würde.

Foto eines nordkoreanischen Visums
Zur Einreise bedarf es einer speziellen Reiseagentur, welche die Organisation und den Kontakt nach Pjöngjang übernimmt. Eine Reise nach Nordkorea ist dabei alles andere als günstig. 2400 Euro pro Person zahlten wir für 10 Tage all-inklusive, als Zwei-Personen-Reisegruppe mit individueller Tour.
Gruppenreisen mit mehreren Tourist*innen und vorgefertigten Tagestouren gibt es bereits günstiger.

Wir sammelten unsere Ideen und Vorstellungen von der Reise und machten eine Liste der Dinge, die wir gerne zu Gesicht bekommen hätten, sowie unsere bevorzugten Reisezeiten. Die Reiseagentur erstellte eine mögliche Route, informierte, welche Orte leider nicht besichtigt werden können und schickte die ersten Visumsunterlagen sowie Preise.

Ein wartender Zug am Gleis in Dandong. Zwei Zugbegleiter stehen neben dem Zug.

Schnell wird klar: unter 1.000€ kommt man nicht nach Nordkorea, aber nach oben gibt es preislich keine Grenze. Vom Chartern der eigenen U-Bahn bis zum Privatjet in die Berge sei alles möglich. Nicht im Traum hätten wir gedacht, dass die Auswahl an touristischen Zielen so groß ist, dass wir tatsächlich für unsere 10 Tage Tour eine Auswahl treffen müssen. Aber mit Geld scheint auf den ersten Blick nichts unmöglich und keine Station off-limit.
Garantien, dass wir auch die gewünschten Stationen besuchen werden gibt es keine. Die Reiseagentur kann nicht versprechen, dass unser Reiseplan eingehalten wird und das erste Mal ist mir unwohl.
Möchte ich so viel Geld ausgeben, ohne eine Garantie zu haben, was ich dafür bekomme?

Dokumente zum Ausfüllen zur Beantragung eines Visums
Wir werden von der Reiseagentur gewarnt, dass es bei Fehlverhalten unsererseits plötzlich zu Ausfällen im Programm kommen kann. Der Reiseplan bleibt offiziell ein „Vorschlag“, wodurch der nordkoreanische Reiseleiter sich mit uns nach der Ankunft in Pjöngjang erst einmal zusammen setzt, um das neue und aktuelle Programm zu besprechen.
Es fehlen das Arirang (findet nicht statt), der Besuch der katholischen Kirche, die Besichtigung der Pjöngjang Film Studios und eine Lebensmittelfabrik. Leider hätten letztere geschlossen. Trotzdem bin ich rückblickend zufrieden.
Ein Visumsantrag kann bis zu zwei Monaten dauern, weshalb eine Nordkoreareise bereits mehrere Monate im Voraus gebucht werden sollte. Nach Preis- und Programmabsprache beginnen wir unseren Visumsantrag und meine blauen Haare werden wieder brünett. Den Visumsantragsprozess beginne ich auf Twitter unter #NordkoreaPapierkram zu begleiten.
Es beginnt mit einem Excel-Dokument, in dem ich Namen, Passnummer und persönliche Daten eintragen muss. Des Weiteren werden die Daten meiner Arbeitsstelle und frühere Nordkoreaaufenthalte abgefragt. Am Ende muss ich bestätigen, keine Journalistin zu sein, keine Ebola Gebiete besucht zu haben und die Wahrheit zu sprechen. Eine Unterschrift ist dafür nicht erforderlich.
Als nächstes bedarf es eines Fotos unseres Reisepasses und wir erhalten Reisehinweise, welche uns über die Verhaltensregeln vor Ort und unsere Vertragsbedingungen unterrichten. Es wird gebeten, das Dokument nicht mit in das Land einzuführen. Wir überweisen 400€ Anzahlung, welche wir im Falle, das unser Visum abgelehnt wird, zurückbekommen sollen. Es folgt das letzte Dokument für die nordkoreanische Botschaft in Berlin bezüglich unseres Visumantrags, das wir zusammen mit unserem Pass sowie einem Lichtbild einschicken. (Später werden wir feststellen, warum es immer sinnvoll ist, ein weiteres Passbild im Portemonnaie zu haben.) Ebenfalls erhalten wir die Rechnung über die Gesamtsumme.
Das unsere Visa genehmigt wurden, erfahren wir nicht einmal zwei Wochen später per Mail.
Als alle Zahlungen bei der Reiseagentur eingegangen sind, machen sich unsere Reisepässe wieder auf den Weg nach Hause.
Spätestens jetzt heißt es Flüge buchen, denn die Anreise nach Peking müssen wir selbst organisieren und ist nicht im Preis inbegriffen. Später erhalten wir unsere Flugtickets von Peking nach Pjöngjang per Mail zum selbstausdrucken.

Blick auf meinen Hinterkopf, wie ich über den Tian’anmen-Platz in Peking schaue, auf dem Andere Touristinnen Fotos machen.

Die Einreise

Bereits vor der Reise stelle ich fest, dass ein Online-Check-in nicht möglich ist, sondern ich an den Flughafenschalter verwiesen werde. Vor Ort bringe ich den zuständigen Mitarbeiter meiner Airline zum Verzweifeln. Ohne Weiterflug aus Peking könne er mich nicht fliegen lassen. Als ich von meinem Weiterflug nach Pjöngjang erzähle und mein Papierticket vorzeige beginnt er zu telefonieren und seinen Vorgesetzten anzurufen. Nachdem ich meinen kompletten Reiseweg inklusive aller Umstiege dargelegt habe, darf ich mich endlich auf zum Gate machen.
Wichtig dabei ist es, alle Unterlagen als Ausdruck vorliegen zu haben. Auch wenn es keine Pflicht ist, erleichtert es den Aufwand ungemein, ein Dokument in der Hand zu halten und mitgeben zu können.
Dazu zählen Buchungsbestätigung für Weiterflüge, Hotelreservierungen bei einem Aufenthalt, sowie wichtige Telefonnummern.
Allgemein dauert jede Einreise und jeder Transitvisumsantrag etwas länger, große Probleme bleiben jedoch aus, nachdem man seine Situation erklärt und die Flugnummern sofort zur Hand hat.
Spätestens am Flughafen in Peking entspannt sich die Situation. Hier kennt man den Weiterflug nach Pjöngjang und scheint zu wissen, wie mit solch speziellen Papieren umzugehen ist. Damit steht der Nordkoreareise nichts mehr im Weg.

Der Artikel wurde nachträglich (2022) gegendert.

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