Oh Schleswig-Holstein

Ein weißer Kuh-Bulle steht auf einer Wiese und blickt in die Kamera.

Manchmal zieht man in Städte und verliebt sich in sie. So ging es mir im englischen Bristol oder als ich das erste durch die Straßen Kopenhagens lief.
Als ich eines Winters nach Kiel zog, wollte ich allerdings nie länger bleiben als nötig.

Blick durch ein verschneites Kiel über das Wasser zum Oldtimer-Hafen in welchem ein verschneites Schiff liegt.
Eine Stadt die für Autos aus Beton gebaut wurde, dessen öffentlicher Nahverkehr dermaßen schlecht ist, hat es nicht mal ansatzweise in mein Herz geschafft. Teurer Regionalbahnverkehr, dunkle Winter, Kleinstadtgefühl in einer Landeshauptstadt, schlechte Luftqualität, schlechte Stadtplanung, grauenhaft hässliche Parkflächen, verbauter Zugang zum Wasser, fehlendes Nachtleben und zum Teil katastrophale Radwege lassen mich immer wieder über meinen derzeitigen Wohnort ins Schimpfen verfallen.

Es brauchte die Menschen, die mir die schönen Ecken zeigten. Die schönen alternativen Events, die coole Musikszene und die Routen mit denen man auch ohne Auto ans Meer kommt, um Kiel ertragbar zu machen. Doch bei jeder Möglichkeit den Kieler Beton zu verlassen lernte ich die Schönheit Schleswig-Holsteins kennen.

Im Sommer in die Nordsee zu springen oder in Lübeck durch die Altstadt zu spazieren haben mein Leben im „echten Norden“ so viel schöner werden lassen. Die Landschaft, die Meere, die Menschen und das Wetter sind mir ans Herz gewachsen. Ein Tagesausflug nach Eckernförde, ein Eis in Bad Oldesloe, Kneipentouren in Flensburg, das Stück Kuchen in Husum und auf Sylt ins Meer springen, haben tatsächlich geschafft, dass ich gelernt habe den Norden zu lieben.

Der Sonnenuntergang taucht die Kieler Förde in rosa farbenes Licht.
Ich würde sogar sagen: Ich habe mich so sehr in dieses Bundesland verliebt, dass ich gerne nach meinem Abschluss bleiben möchte. Doch wo soll es hingehen? Für mich ist klar, dass es nur eine einzige Bedingung an meinen neuen Wohnort gibt: Einen ICE Bahnhof. So viel wie ich in Deutschland unterwegs bin, brauche ich ohne Auto eine gute und vor allem deutschlandweite Bahn-Anbindung. Später wird es auch beruflich für mich relevant werden deutschlandweit mobil zu sein (und zum Teil ist es das schon). Leider scheint es im Norden nicht einfach mit dieser einzigen Voraussetzung einen Wohnort zu finden.

ich sitze in meinem Deutschen Bahn Trainingsanzug in der Tür eines ICEs.
Gab es 2010 noch neun ICE Bahnhöfe in Schleswig-Holstein, so sind es 2019 nur noch vier. Es ist aus meiner Sicht ein enormes Armutszeugnis für die Anbindung Schleswig-Holsteins. Von einem Bundesland mit Tourismus habe ich mehr erwartet. Und so stehen lediglich Kiel, Lübeck, Neumünster und Büchen als spätere Wohnorte zur Verfügung. Doch in Kiel möchte ich nicht bleiben, in Neumünster möchte man nicht wohnen und in Lübeck? Na ja da fährt seit 2008 zwar ein ICE nach München, aber es gibt keine regelmäßige Verbindung, sondern nur einzelne Züge. In Büchen hingegen fahren ICEs regelmäßig. Weiter als Berlin oder Hamburg kommt man jedoch auch nicht. Und so finde ich mich langsam damit ab in ein paar Jahren das Bundesland zu verlassen, denn erfolgreiches Pendel durch die Republik ist leider vom Norden aus erst ab Hamburg komfortabel.

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