18. Reisetürchen

Moskau (Russland)

2015

Ich laufe durch die Flughafenterminals auf der Suche nach Internet. Ohne Erfolg. Dabei will ich meiner Familie nur mitteilen in ein paar Stunden wieder in Deutschland zu sein, möchte erzählen, dass alles geklappt hat, und dass ich keine Verspätung habe.

Ich freue mich auf meine Freund*innen in Hamburg. Ich freue mich nach Hause zu kommen. Je länger man unterwegs ist, umso mehr frage ich mich was meine Heimat ist. Werde ich gefragt woher ich komme, so antworte ich meistens ‚Europa‘.

Mit der ‚typischen Deutschen‘ habe ich nicht viel gemeinsam. Eine Deutsche, die kein Alkohol trinkt und kein Auto fährt… da muss man sich manchmal einen Spruch gefallen lassen. Ich nehme das mit Humor. Mein deutscher Pass ist der beste Pass der Welt und öffnet mir damit enorme Möglichkeiten, doch vermisse ich Deutschland kaum. Ich vermisse nicht mein Elternhaus, die Landschaft, oder meine Sprache. Was ich vermisse sind die Menschen: Freund*innen und Familie, die ich unendlich lange nicht mehr gesehen habe. Ich glaube nicht das mein Gefühl mit einem Territorium verbunden ist.

Und dann steige ich plötzlich am Hamburger Flughafen aus. Alles ist wie gewohnt. Ich weiß sofort wo ich lang muss, spreche Deutsch mit dem Bodenpersonal und weiß zu welchem Ausgang ich muss, ohne vorher meine Nachrichten kontrolliert zu haben. Nichts scheint mir so vertraut wie dieser Ort.
Von hier starten meine Reisen, nach hier komme ich immer wieder zurück. In meiner Zeit in Hamburg fahre ich ab und an zum Flughafen raus, setze mich auf eine der Bänke und schaue auf die Abflugtafel. Um mich herum stehen Menschen im Anzug genervt hinter der Familie mit Reisegepäck. Nichts erinnert mich so sehr ans nach Hause kommen wie dieser Flughafen. Vielleicht gerade weil er die Möglichkeit des wieder Verschwindens bietet.

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