17. Reisetürchen

Inawashiro (Japan)

Januar 2015

Da sitze ich nun an der Bahnstation und die Telefonnummer bei der ich mich melden soll um abgeholt zu werden funktioniert ist.
Niemand spricht Englisch, meine Gastgeber sind nicht zu erreichen, ich habe keine Adresse und keinen Namen.
Ich hinterlasse meine Telefonnummer auf allen erdenklichen Kommunikationswegen, doch niemand meldet sich die nächsten 12 Stunden.

Als gegen 22/23 Uhr die Bahnstation geschlossen wird, scheucht mich der Mitarbeiter mit meinen Sachen auf die kalten Straßen voller Schnee. Nirgendwo gibt es öffentliches WiFi und so stapfe ich nachts durch eine japanische Kleinstadt. Hotels sind nicht zu sehen, das Wasser ist mittlerweile in meine Schuhe gelaufen und alle Lichter sind aus.

Der kalte Wind schmerzt in meinen Augen und ich fühle mich unendlich hilflos. Ich suche mir einen wasser- und windgeschützen Hauseingang, ziehe alle Kleidung aus meinem Rucksack übereinander und wickle mich in meinen Schlafsack.
Diese Nacht habe ich nur das Ziel nicht zu erfrieren. Das Wasser in meiner Trinkflasche ist es bereits.

Um zwei Uhr morgens klingelt mein Telefon. Nach dem Schneesturm sei das Internet und Telefon ausgefallen, man musste erst mal Schneemassen beseitigen. Ich versuche zu beschreiben welchen Weg ich gegangen bin und werden schlussendlich gefunden, eingesammelt und in meiner Unterkunft erst ein Mal in eine warme Badewanne geworfen.
Mit dem warmen Wasser fließt auch wieder Erleichterung durch meinen Körper. Ich blicke in den Spiegel, verarzte meine aufgeplatzten Lippen und lege mich in ein Bett. Auch wenn das Haus wie fast alle japanischen Unterkünfte keine Heizung hat: Nie war ich so glücklich ein Dach über dem Kopf zu haben.

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