14. Reisetürchen

Dezember 2017

Ich war nie eines der Kinder die viel Heimweh hatten, war meistens gerne unterwegs und hatte eine Familie die mir schon früh Auslandsprojekte finanzieren konnte.
Gerne mache ich Dinge auf eigene Faust und fahre an neue Orte, oder zu neuen Veranstaltungen. Doch auch wenn ich ein froher und extrovertierter Mensch bin, so fährt die Einsamkeit doch immer mit.

Einsamkeit muss kein negatives Gefühl sein. Ich mag das Gefühl des Alleinseins, oder auf sich gestellt zu sein. Ich brauche meine Ruhe, manchmal meine eigenen Vier-Wände und arbeite manchmal gerne Stunden für mich.
Als ich mir die Wohnung in Japan mit fünf anderen Menschen geteilt habe, schlief ich ab und an im Büro um für mich etwas Ruhe zu haben.

Wenn in Marokko durchgängig Gast-Familie, Kolleg*innen und haufenweise Kinder um einen herum wuseln, dann möchte man auch manchmal nur alleine am Strand sitzen.

Es gibt auch anstrengende Hostelbewohner*innen und nervige Mitreisende, von denen man sich gerne eine Pause nimmt. Manchmal war ich so wenig alleine, dass ich das Gefühl der Einsamkeit unendlich stark genossen habe. Einfach nur zu wandern, ein Zimmer mal für sich haben drei Tage mit keinem Menschen ein Wort wechseln müssen,… All das war plötzlich auch ein Gefühl von Luxus.

Wann immer man sich von einem Ort verabschiedet um an einen neuen Ort zu kommen, setze ich mich bewusst dem Gefühl der Einsamkeit aus. An jedem neuen Ort kannte ich niemanden, hatte keine Freund*innen, häufig keinen Job und manchmal nicht mal eine langfristige Unterkunft, doch die Einsamkeit und ich wurden die besten Freunde. Ich machte Stadttouren nur für mich, lief durch Museen allein und las Bücher im Park.

Doch Einsamkeit kann einen auch erdrücken. Gerade wenn sich die Lebensstandards senken, weil man für eine ganze Weile auf Strom und fließend Wasser verzichten muss, wenn man etwas auf dem Herzen hat, wenn die Zukunft ungewiss ist, oder man in finanziell schwierigen Lagen steckt.
Nicht selten habe ich weinend nach Deutschland geskypt, mich abends voller Trauer in meine Bettdecke gerollt, oder bin in allgemeine Tiefs gefallen. Gerade in harten Zeiten hätte ich mir eine*n Reisepartner*in gewünscht. So kämpfe ich gegen die Zeitverschiebung bei Kommunikationen nach Deutschland. Es ist für mich ein schmaler Grad zwischen glücklichem und unglücklichem Alleinsein.
Doch manchmal vermisse ich die komplette Einsamkeit heute ein bisschen. Einfach mal wieder ins Nichts fahren, in Gebiete in denen einen niemand kennt, oder in japanische Berge, wo man keinen anderen Menschen begegnet. Mal wieder keinen Kontakt zu Freund*innen und Familie haben… und dann alles wieder neu zu schätzen wissen.

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