11. Reisetürchen

München (Deutschland)

Silvester 2014

Mein Flug sammelt immer mehr Verspätung. Nun strande ich auf dem Weg von Nordafrika nach Asien ausgerechnet in Deutschland. Ich kann gefühlt mein Zuhause in Hamburg erfühlen, doch sitze in München auf meinem Rucksack und starre auf die Schneelandschaft, die meine Abreise nun schon Stunden in die Länge zieht.

Die Flugbegleiterinnen reden den wütenden Gästen gut zu, doch niemand weiß wann es weiter geht. Ich habe die Nacht nicht geschlafen, sondern Freund*innen noch kurz auf einer Silvester-Party überrascht. Schlafen kann ich auch im Flugzeug. Oder so dachte ich. Wenn man schon mal in Deutschland ist, dann muss man das auch nutzen. Jetzt merke ich den Schlafmangel, welchen ich eigentlich auf einem Langstreckenflug ausgleichen wollte.

„Heute Fliegen wir leider nicht mehr.“, kommt es durch die Ansage. Ich seufze. Es geht also zur Kofferausgabe und wir verlassen die Transitzone. Mein Rucksack ist eines der letzten Gegenstände die vom Band kommt und so stehe ich ganz am Ende der Schlage für die Hotelverteilung.
Ich unterhalte mich mit Reisenden aus der ganzen Welt, übersetze für einige. Man schenkt sich gegenseitig Essen, Wasser wird vom Flugpersonal ausgegeben. Mittlerweile habe ich über 40 Stunden nicht geschlafen und komme langsam an meine Belastungsgrenzen. Ich muss gegen Sekundenschlaf kämpfen. Nach über 4 Stunden in der Warteschlange falle ich mehrfach hin, weil meine Beine mich einfach nicht mehr tragen. Als ich endlich am Service Schalter stehe, damit man mir meine neuen Flug heraus sucht breche ich in Tränen aus.
Ich will nur noch in mein Bett, aber bis zum Hotelzimmer vergeht eine weitere Stunde. Als ich endlich die Bettdecke über meinem Kopf zu ziehe habe ich vier Stunden Schlaf. Dann muss ich wieder los, denn mein neuer Flug wartet.

In Asien warten Visumsprobleme bei meinem Weiterflug, die die Fluggesellschaft vor Herausforderungen stellen. Am Ende ist zwar alles geklärt, doch es kommen weitere 8h Verspätung hinzu. Insgesamt erreiche Tokio mit einer Verspätung von 36 Stunden. Der Fluggesellschaft tut das zwar sehr leid, aber da es sich durchgängig um höhere Gewalt handelt müssen sie mir kein Geld erstatten. Für den Zusammenbruch und weil ich viel zu oft in der Kundenhotline hänge fängt man jedoch an mich mit Punkten zu bewerfen.

Am Ende habe ich eine Premium-Kunden-Karte, meine eigene Service Hotline und das Bonusmeilen Konto eines Geschäftsmannes. Egal von wo nach wo es von nun an geht, die Freundlichkeit ist von nun an auf meiner Seite, wenn ich meine Kundenkarte ziehen.

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