09. Reisetürchen
Saint-Ouen-la-Rouërie (Frankreich)
Oktober 2014
Wenn man die letzten Monate nur Englisch gesprochen hat ist die Umstellung auf Französisch schwer. Nach und nach eigne ich mir wieder die französische Sprache an. Der Einstieg läuft schneller als gedacht, die Schulzeit ist noch nicht zu lange her.
Vor Ort helfe ich bei einer englisch-australischen Familie, dessen kleiner Sohn in der Schule und mit Freunden französisch spricht. Er wird bilingual erzogen und springt zwischen den Sprachen mit einer Leichtigkeit, die ich nur bewundere.
Ich und der Grundschüler spielen viel im Garten zusammen und er ist begeistert, dass endlich mal jemand zu Besuch ist der auch mehrere Sprachen spricht.
In der weiteren Schule will er mal Deutsch als Fremdsprache wählen. Ich erzähle ihm dass die Sprache eine schwere ist.
Bald springt er mit einer Leichtigkeit auch zu den deutschen Wörtern die ich ihm beibringe.
Allgemein wechselt er zwischen seinen Muttersprachen hin und her ohne es zu merken. Erzählt er von Dingen zu Hause, dann spricht er Englisch. Erzählt er von Freunden und aus der Schule, dann erzählt er mir die Geschichte in Französisch.
Er und ich sind irgendwann ein so eingespieltes Team, dass wir nicht mehr merken wenn wir die Sprachen wechseln und lediglich in irritierte Gesichter der anderen nicht französischsprachigen Gäste gucken, weil wir mitten in der Unterhaltung die Sprachen gewechselt haben.
Aber mehr als zwei Sprachen kann mein Kopf nicht mehr verarbeiten. Als ich mit meiner Mama skype kann ich nur noch Englisch und Französisch, finde die deutschen Worte nicht mehr. Ich denke schon länger nicht mehr auf Deutsch, schreibe mit Freund*innen zu Hause manchmal auf Englisch, weil anderes zu lange dauert. Vor Abfahrt rate ich dem Kleinen in der Schule doch Spanisch zu nehmen. Mit seinem Sprachhintergrund ist das nicht nur einfacher, sondern mit Englisch, Französisch und Spanisch ist die Weltherrschaft bestimmt einfacher.